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Klepper sucht nach Zeichen Gottes

In vielem, was Klepper geschah, widerfuhr oder ihm nicht glückte, vermutete er ein Zeichen Gottes. "Was meint Gott damit, dass meine Lage sich wieder so zuspitzt?" (8./9.Febr.1935) fragt er sich immer wieder, dann wieder überlegt er, als er mit seinem Lutherbuch nicht vorankommt: "Dass nun das neue Buch plötzlich nicht begonnen werden soll - ist's etwa ein ernstes Zeichen von Gott, dass ein so weitgehender Plan jetzt nicht sein darf?-"(18.8.1938)

Als im Oktober 1938, der Ausschluss aus der Schrifttumskammer droht, fragt er in einem Brief an die Familie Meschke: "Wer darf denn sagen, dass solches geschehe ohne des Herrn Befehl." Mit solchen Überlegungen hat sich Klepper oft über schwierige Situationen hinweg geholfen. Doch sein Bestreben, hinter allem was geschah, einen Fingerzeig Gottes zu sehen, betraf auch banale Angelegenheiten. "Bisher hat auch in allen Geldangelegenheiten Gott längst vorgesorgt: was mich mit Scham erfüllt" (24.2.1938). Selbst seine Anstellung beim Funk hat Klepper als Fügung Gottes anerkannt (21.4.1933) und die Begegnung mit Hanni als Anrede Gottes, was man im übrigen gut verstehen kann.

In vielem, was Klepper zustieß, wenn er etwa erkannte, dass Juden und Menschen in seiner Situation sich immer mehr in ihren allerengsten Kreis zurückziehen müssen, hielt er dran fest, "dass Gott auch hierin zu mir redet" und dass das "Ausharren unter dem Feind" der ihm von Gott gewiesene Weg für ihn und die Seinen sei.

"Manchmal denkt man, Gott müsste einem in all den Widerständen der Arbeit ein sichtbares Zeichen geben, das einem hilft" (18.6.35).

Aber letztlich baute Klepper "nicht auf Zeichen und Wunder noch Fügungen, sondern auf den Glauben, der die Verheißungen für den Menschen als Person und sein Dasein überhaupt enthält."

Die Bedeutung des Kreuzes stand ihm klar vor Augen. "Wenn einem für dieses Zeichen die Augen geöffnet wurden, soll man nicht mehr ängstlich ausschauen nach den Wunderzeichen der Hilfe und Bestätigung, so sehr das verwirrte und zusammengepresste Herz danach verlangt"(23.7.36). Hier zeigt sich die große Spannung, die in der Theologie Kleppers zwischen der Ohnmacht des natürlichen Menschen und dem Trost der biblischen Offenbarung besteht. Klepper nennt die Führung Gottes durch Not, Elend und Leid hindurch 'gnädige Zurechtweisungen": "Die Zurechtweisung aber ist unerlässlicher Akt der Führung"(6.6.37).

Klepper unterscheidet drei Stufenfolgen des Glaubens: der anfangende, der fortschreitende und der vollendete Glauben"(22.8.37).

"Der erste entsteht aus Wundern und Zeichen oder großen Werken Gottes, der zweite glaubt dem bloßen Wort ohne Zeichen und Werke.. der dritte, der vollkommene Glaube gibt sich selbst dar ohne Zeichen und Worte...er nimmt alles, was da ist und geschieht, als von Gott kommende an und bezieht alles auf Gott und die unsichtbaren Dinge"(22.8.37).

Als Meschkes um 1939 herum nach Schweden auswandern, fragt sich Klepper:"Was mag Gott zu ihnen geredet haben, dass sie gehen, ohne Zwang?"

"Gott hatte im Zeichen geredet. Gott duldete das Bild", davon war auch Kleppers Protagonist, König Friedrich Wilhelm I. im Roman "Der Vater" überzeugt.

In der täglichen lehrhaft-meditativen Auseinandersetzung mit den Worten der Heiligen Schrift machte Klepper - er erkannte das wohl - einen Entwicklungsprozess durch, ähnlich wie sein Protagonist im "Vater"-Roman, der König für den "Gottes Wille" nicht immer zu erkennen war und der sich fragte: "Wie sollten Könige herrschen." Klepper selbst gestand sich ein: "Ich weiß gar nichts, als dass Gott sich alles vorbehält, mich aber hält" und: "Ich weiß nur das eine, dass es Gott anheim gestellt sein muss, wie und wodurch er den Glauben in uns bewähren will."


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