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Was zeichnet Gertrud Kolmars Lyrik aus?

Eine bildgesättigte und vibrierende Sprache - Peter Matt rühmt "die visionäre Ungeheuerlichkeit" und "das rasselnd Barbarische dieser Sängerin."

"Ihre Gedichte und Briefe bekunden", urteilt Eberhard Horst, "die geistige Intensität und schöpferische Bewegtheit dieses Lebens. ... Die äußerste Zurücknahme ihrer eigenen Person ließ ein lyrisches Werk von unerschöpflichem imaginativem Reichtum wachsen, ein völlig geschlossenes Werk bei aller stofflichen und formalen Vielfalt."

Gertrud Kolmars Verse sind in der Tat mit thematischer und bilderfüllender Kühnheit von einem sicheren Kunstverstand geformt. Schon Picard betonte die "völlige Einheit des Niveaus intellektueller, imaginativer und formaler Kräfte."

Kolmars Gedichte enthielten, meint Horst weiter, keine Leerstellen, keine abgenutzte Metaphorik. "Große mythisch-visionäre Hymnen stehen neben reinen Huldigungsgedichten des Rosenzyklus, neben den balladesken Strophen in den historischen Gedichtkreisen auf 'Napoleon und Marie' und Robespierre."

"Naturnähe und visionärer Reichtum, ein ganz vom sinnenhaft-lyrischen Bild getragener, jede Romantizität und Gefühligkeit übergreifender Realismus finden in den Gedichten eine unepigonale und überzeugende Sprache." So weit Eberhard Horst.

Manche ihrer Verse haben eine geradezu halluzinatorische Kraft. Sie beschreiben oder benennen nichts im üblichen Sinne, sondern rufen unbekannte Bilder und Gefühle im Leser wach, die sich noch lange in seinem Kopf festhaken.

Peter von Matt: "Da ist eine Frau, die wirft Bilder wie die Füchsin, wie das Marderweibchen ein Nest voll Junge. Das liegt dann da und regt sich, ist gefährlich und rührend, zart und grausam zugleich, wird geleckt und gehegt und ist ein großes Gedicht. Die Ruhmesgeschichte dieser Gertrud Kolmar ist ein so langsamer und unaufhaltsamer Vorgang, dass er die Behauptungen, im Bereich der Literatur laufe heute alles beschleunigt ab, widerlegt. Die guten Bücher haben noch immer Zeit. Was mit Monaten rechnen muss, ist in der Regel auch darnach."


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