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Engel kommen in vielen Religionen vor

Nicht nur die christlichen Kirchen, auch altorientalische Religionen und Kulturkreise sowie das Judentum und der Islam kennen Engel als unsterbliche, körperlose Geistwesen, mit und ohne Flügel. Nach hebräischer Überlieferung werden die Engel wie der Tau jeden Morgen durch den Atemzug des Allmächtigen neu erschaffen. Sie preisen Gott in einem Hymnus, um dann zu sterben und am nächsten Tag neu geboren zu werden. "Kein Halm ist auf Erden, der nicht im Himmel einen Schutzengel hätte", sagt ein rabbinischer Schriftsteller, und im Talmud heißt es, das Ungeborene im Mutterleib kenne die ganze Thora und könne von einem Ende der Welt zum anderen sehen. Im Augenblick der Geburt aber kommt ein Engel und schlägt dem Neugeborenen auf den Mund (in der Legende wird später daraus ein Kuss), woraufhin das Kind sofort alles vergisst und die Thora von Anfang an neu lernen muss. Nach volkstümlicher rabbinischer Überlieferung holt der Engel Gabriel die widerstrebende Seele des Kindes aus dem Paradies und erzieht sie im Mutterleib.

Im Christentum werden verstorbene Kinder in die Schar der Engel eingereiht. Zynisch spricht man allerdings auch von Engelmacherinnen, die verhindern, dass ungeborene Kinder das Licht der Welt erblicken.

In Mythen und Märchen sind Engel Träger geheimnisvoller Mächte. Laut Eugen Drewermann verkörpern sie psychologische, innere Kräfte der menschlichen Psyche. Und wer von uns kennt nicht das kitschig schöne Engelbild auf Glanzpapier? Aber wir kennen auch den gefallenen Engel, den Racheengel,den Engel als Unglücksboten. Todesengel wurde der berüchtigte KZ-Arzt Josef Mengele von seinen Opfern genannt.

Jahrhundertelang haben die Engel zum festen Glaubensbestand der christlichen Religion gehört. In der Scholastik stritt man sogar darüber, wie viele Engel wohl auf einer Nadelspitze Platz haben. Noch Martin Luther hielt an der theologischen Notwendigkeit der Rede von Gottes Engeln fest. Im modernen Protestantismus werden Engel indessen häufig mit einer "Angelologie des Achselzuckens" (Karl Barth) ignoriert. Nicht wenige Theologen haben im Zuge der Entmythologisierung im Sinne Rudolf Bultmanns die Boten Gottes kurzerhand in die Rumpelkammer überlebter mythologischer Phantasie verbannt, wo sie zusammen mit Christkind, Nikolaus, Weihnachtsmann und Osterhasen verstauben sollten. Andere Kirchenmänner verteidigen dagegen noch heute die Existenz von Engeln. Sie zählen diese himmlischen Wesen zu den fundamentalen Glaubenswahrheiten und halten sie für unerlässlich zur Erweiterung des christlichen Bewusstsein und Lebensgefühls.


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