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Lachen und Erlösung

Aber zurück zum Christentum, in dem Kreuzigung und Auferstehung eine so wichtige Rolle spielen. Man vergegenwärtige sich nur die Bedeutung des schon kurz erwähnten Ostergelächters über den Tod, von dem die Offenbarung Johannes spricht"..und er wird abwischen alle Tränen von ihren Augen". In der mittelalterlichen Kirche gab es eine genaue liturgische Einordnung des Lachens, etwa wenn der Pfarrer am ersten oder zweiten Osterfeiertag von der Kanzel aus eine so fröhliche Geschichte erzählte, dass sich der risus paschalis, das laute Osterlachen, in der Gemeinde erhob. Damit wurde die Trauer der Passionszeit vertrieben und der Sieg über die Hölle gefeiert. So richtete der Fastenprediger der Klosterkirche zu Marchtal/Donau am Ostersonntag 1506 an die in der Kirche versammelten Männer die Bitte: Wer von ihnen Herr im Hause sei, sollte den Ostergesang 'Christ ist erstanden' anstimmen. Die Kirche blieb still. Daraufhin rief er den Frauen die gleiche Bitte zu, und prompt erscholl der Hymnus aus den Kehlen fast aller anwesenden Frauen. Bei dem darauf folgenden Lachen wird die Schadenfreude nicht gefehlt haben. Vom 17.Jahrhundert an wurden die humoristischen Einlagen immer seltener - in Bayern soll sich der Brauch jedoch bis in die Neuzeit gehalten haben, bis ein Regensburger Erlass von 1853 "Fabeln, gereimte Dichtungen, Obskures aus den Predigten", aus der Kirche einfürallemal verbannte.

Das Lachen als Bild der Erlösung wird auch im Psalm 126 beschrieben, es geht um die Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft. "Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir alle wie Träumende. Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel."

Das Lachen Gottes und das Lachen der Erlösten fallen mitunter zusammen. Ein niederländischer Pfarrer, den Hertog, hielt Ostern 1944 im KZ Dachau eine Predigt zu dem Thema: "Und Gott lacht". Darin beschreibt er mutig das Lachen Gottes über seine Feinde, über die grauenhafte Welt, über Tod und Todesschrecken, über Verzagtheit und Verstocktheit. Triumph bricht auch in dem Worte Jesu aus: "Selig seid ihr, die ihr weinet, denn ihr werdet lachen!" So hat, meint Ulrich Beer auch das Lachen eine eschatologische Perspektive. Wer zuletzt lacht, lacht am besten oder: In der Welt habt Ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.


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