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Wie zeitgemäß ist Jochen Kleppers Gottesverständnis?

Jochen Kleppers Verhältnis zur Kirche und Religion

Unbehagen an der Kirche

Der Schriftsteller Jochen Klepper bekannte sich zum christlichen Glauben und litt zugleich unter der Kirche, so wie sie sich vor allem in der NS-Zeit präsentierte. Kein Wunder, dass er an ihr und ihren Würden- und Amtsträgern gelegentlich heftige Kritik übte

So schreibt er am 10. März 1935 in sein Tagebuch: "Mit der Kirche am Sonntag ist es wie mit der großorganisierten Winterhilfe und der Not; man braucht dringend einen Zentner Kartoffeln und bekommt ein Päckchen Pfefferkuchen. Was soll ich denn in der Kirche, wenn ich eine politisch schöne, anständige, mutige Geste für Exegese hinnehmen muss?", und am 29.10.1937 fragt er in einem Brief an Juliane und Kurt Meschke: "Wie suche ich hier nach Kirchen! Die innere und äußere Leere der Gottesdienste ist wieder einmal verzweiflungsvoll."

Schon früh erkannte Klepper die Schuld der Kirchen im Dritten Reich. Eine Tagebucheintragung vom 29.3.1933 zeigt, dass er die furchtbare Gestalt der braunen Diktatur verwerfen und gleichzeitig die Schuld der evangelischen Kirche folgerichtig erkennen konnte, die - mit sich selbst beschäftigt - diese menschenverachtende Vorgänge duldet.

"Die Kirche fürchtet sich vor dem Staat," notiert er am 21.4.1939 in sein Tagebuch, "nicht vor Gott. Das sage ich mit meiner mir so oft zum Vorwurf gemachten 'Obrigkeitsmystik'."

Dennoch hielt er bei allem Protest bewusst zur Evangelischen Kirche, selbst als er sich in den frühen dreißiger Jahren der SPD angegliedert hatte. "Aber ich kann von der Kirche nicht los, muss immer in ihr noch den Kern der Urgemeinde spüren", schreibt Klepper am 29.März 1933 in sein Tagebuch.

Denn dem Satz "Extra ecclesiam nulla salus", den Klepper als Widmungstext in das Freiexemplar seines Romans "Der Vater" für Reinhold Schneider eingetragen hatte, räumte er in seinem Leben einen hohen Stellenwert ein.


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