zurück vor auf Inhaltsverzeichnis


Wie oft und in welcher Bedeutung kommt das Lachen in der Bibel vor?

Die Suche nach dem komischen Lachen in der Bibel kommt nur um den Preis sehr mühseliger Interpretationskünste ans Ziel. Die Komik sei hier bestenfalls impliziert, findet Peter L.Berger. Es kann aber auch sein, dass wir die Elemente des Komischen oder Humorigen nicht mehr so stark empfinden, weil uns die Texte zu geläufig sind und die Worte zu abgeschliffen dünken.

Die Hörer Jesu haben sicher über manche Wendung geschmunzelt, etwa über den "Balken im eigenen Auge" oder "das Kamel, das nicht durch ein Nadelöhr geht." Oder wenn Jesus zu Phärisäern, die für ihren Gesetzesgehorsam bekannt waren, spricht "..die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt." Ulrich Beer meint, dass die komischen Gebilde, die dem Schöpfer unterlaufen seien, die Giraffe, das Warzenschwein und der Nasenbär, sicher auch den ein oder anderen zum Lachen gereizt haben.

Sogar die Lebensweisheit des Sprüchebuchs hat manchmal komische Züge. Beispiel: Wer vorübergeht und sich mengt in fremden Streit, der ist wie einer, der den Hund bei den Ohren zwackt (Sprüche 26,17). Aber wir dürfen nicht vergessen: Die Bibel ist weder ein finsteres noch ein heiteres Buch, sondern eine gewaltige Synthese der Darstellung von Heil und Unheil, Sünde und Gnade, Verlorenheit und Erlösung, Göttlichen und Menschlichem, ja auch Erhabenem und Lächerlichem, aber sie ist kein Buch des Humors.

Im biblischen Sprachgebrauch soll der Begriff des Lachens nur etwa zwanzigmal vorkommen. Häufiger ist von Freude, Fröhlichkeit, Jubel und Glücklichpreisungen die Rede, die sich indirekt auch auf Lachen und Humor beziehen. In der Bibel selbst ist daher trotz mancher unterhaltsamer Geschichten vom Lachen höchst selten die Rede, und wenn, dann verbergen sich hinter dem Lachen nicht selten entweder Traurigkeit und Depression - "Auch beim Lachen kann das Herz trauern" (Sprüche 14) - oder Hohn und Spott über Heiden, Gottlose, murrende Völker, Könige und Herren: "Dann will ich auch lachen bei eurem Unglück und euer spotten, wenn da kommt, was ihr fürchtet" (Salomon 1, 26). Die Beschreibung altorientalischer Devotionalienfabrikanten, die anschließend vor ihrem Produkt niederfallen, während sie die Späne zum Feuermachen verwenden (Jesaja 44,9 ff)zeugt ebenfalls von mildem Spott. Lachen wird mitunter mit Drohungen in Verbindung gebracht: "Wehe denen, die da lachen. Denn sie werden weinen und heulen".- "Jammert und klagt und weint, euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit.(Lukas 6,25). Dagegen ist: "Wohl dem, der nicht im Kreis der Spötter sitzt"(Psalm 1) ein ausgesprochener moralinsaurer Vers.

Die Propheten kennen, im Gegensatz etwa zu den Moralpredigern und Philosophen im alten Athen, den Witz ebensowenig wie der Pentateuch. Sie lehnen ihn sogar in schärfster Form ab und verurteilen den Spötter. Diese Haltung ist verständlich. Ist doch der Witz die seelische Waffe immer nur jenes Menschen, der den realen Kampf für aussichtslos hält und aufgegeben hat, der sich letztlich, wenn auch mit innerem Protest, abfinden wird. Die Propheten finden sich nicht ab. Sie fürchten weder die Folgen der Tat, noch die direkten offenen Aussagen. Sie scheuten weder Tod noch Martyrium.


zurück vor auf uhomann@UrsulaHomann.de Impressum Inhaltsverzeichnis