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Satirisches über den Holocaust

Selbst der Holocaust wurde in der Nachkriegsliteratur hin und wieder zum Gegenstand von Satiren. Edgar Hilsenrath inszenierte in seinem Roman "Der Nazi und der Friseur", einer wahrhaft schwarzen Komödie, die Bewältigung der deutsch-jüdischen Vergangenheit als große Satire. Sein grotesker Anti-Held, der SS-Mann und Massenmörder Max Schulz drehte nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes seine Identität einfach um, indem er, der Mörder, den Namen eines von ihm ermordeten Opfers annahm und dann als angesehener israelischer Bürger etliche Jahre einen Friseursalon in Tel Aviv führte, bis ihn das Schicksal am Schluss insgeheim doch noch ereilte. Dieses Buch, das, wie Ingeborg Drewitz nach seinem Erscheinen schrieb, "die Banalität des Faschismus, die Dürftigkeit seiner Akteure aufdeckt und der traurigen Lächerlichkeit preisgibt", wurde heftig kritisiert, ebenso der Comic über den Holocaust von Art Spiegelman. Der amerikanische Karikaturist, Sohn eines Überlebenden von Auschwitz, hat die Erinnerungen seines Vaters als Cartoons aufgezeichnet und dabei Juden als Mäuse, Nazis als Katzen und Polen als Schweine dargestellt. Die einen halten Spiegelmans Comic für geschmacklos und äußern moralische Entrüstung. Andere wiederum finden, dass der Holocaust auf diese Weise begreiflicher werde, weil ein Bild mehr aussage als hundert Worte.

Allerdings liegt das Grauen nicht nur in der Massenvernichtung selbst, sondern auch darin, dass die gesellschaftlichen und individuellen Bedingungen und Strukturen, die zu Auschwitz führten, in der ein oder anderen Form fortbestehen wie etwa im Rechtsextremismus, Antisemitismus und in der Fremdenfeindlichkeit. Die Unerträglichkeit dieser Kontinuität kann im Kino ironisch gebrochen werden, etwa wenn Woody Allen seine misanthrope Figur in dem Film "Hanna und ihre Schwestern" sagen läßt, dass die Frage nicht eigentlich darin bestünde, wie Auschwitz möglich wurde, sondern warum es nicht häufiger passiere.


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