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"mitschwingenden Unterton sinnlicher Vieldeutigkeit" und "einer leuchtenden Flamme der Menschlichkeit".

1928 trat auch Anna Seghers der Kommunistischen Partei bei und 1929 dem Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS). Die frühe Mitgliedschaft zeigt, dass Anna sich schon zu jener Zeit weitgehend von ihrer bürgerlichen Herkunft gelöst hatte, und in Solidarität mit der Arbeiterschaft ihr Werk in deren Dienst stellte, mehr noch, sie unterwarf sich, jedenfalls nach außen, ganz der Parteidoktrin. Von nun ab arbeitete sie für die kommunistische Presse, förderte junge Talente des BPRS, war aktiv auf Tagungen des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller, des PEN-Clubs und später im Untersuchungausschuss über den Naziterror.

1930 besuchte sie zum ersten Mal die Sowjetunion. Doch war sie in den späten Weimarer Jahren mit ihrem Bekenntnis zum Kommunismus keineswegs eine Ausnahme. Die immer sichtbarer werdende Massenverelendung in den westlichen Industriestaaten, die mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929 eine dramatische Dimension erreicht hatte, deuteten viele Intellektuelle als Versagen des kapitalistischen Systems.

In den dreißiger Jahren verarbeitet die Schriftstellerin weiter in ihren Erzählungen die Konfliktbereiche Individuum-Gruppe und Solidarität-Individualität. Erst in dem 1932 erschienenen Roman "Die Gefährten", der das Schicksal verfolgter Revolutionärer im Gefängnis beschreibt, die durch proletarische Solidarität die Schranken ihrer Herkunft überwinden, löst sich dieses Spannungsfeld. "Die Partei als historische Bewegung nimmt in ihrem Roman nun jene Stelle ein, die als verdeckte, aber bohrende Sehnsucht nach Selbstverwirklichung und Befreiung ihre früheren Figuren beunruhigte." Der Stoff kam aus Seghers' Erfahrungen mit osteuropäischen Emigranten an der Universität in Heidelberg.

In "Die Gefährten"(1932) wird der ideologische Zeigefinger schon etwas deutlicher erhoben als in den "Fischern" - die Autorin hatte gerade an einem Antikriegskongress in Amsterdam teilgenommen - , aber auch hier geht es um die reinigende Kraft der Niederlage und den kategorischen Imperativ, der gebietet, auch dann standzuhalten, wenn Solidarität und Menschlichkeit bedroht sind.


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