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Wie integriert waren die Juden wirklich?

Heimatforscher behaupten häufig, dass Juden in ihren Pfälzer Heimatorten Ende des vorigen und Anfangs unseres Jahrhunderts völlig integriert gewesen seien. Heute zweifelt man jedoch dran, denn wenn dies tatsächlich der Fall gewesen wäre, dann hätte die NSDAP, deren programmatisches Standbein der Antisemitismus war, in manchen Orten bei den Reichstagswahlen des Jahres 1932 nicht über 50% und bei den Märzwahlen 1933 gar 55% der Stimmen erhalten können. Die Entsolidarisierung mit den jüdischen Nachbarn ging jedenfalls schneller vonstatten als ihre Integration Jahrhunderte zuvor. Nicht selten ging die Drangsalierung der Juden weit über das von "oben" verordnete Maß hinaus. Bereits vor dem Boykott vom 1.April 1933 gab es in vielen pfälzischen Orten "Aktionen" gegen jüdische Geschäfte und Verhaftungen jüdischer Bürger. In der sogenannten Bürckel-Aktion (benannt nach dem damaligen Gauleiter der Region) wurden 1940 825 pfälzische Juden in die Lager Vichy-Frankreichs verschleppt. Mit diesem Tage endete auch die jüdische Geschichte zahlreicher Pfälzer Gemeinden.

In der Pfalz, gemeint ist der vormalige bayerische Regierungsbezirk Pfalz, lebten vor 1933 schätzungsweise 7.500 Juden in etwa fünfundsechzig Gemeinden. 1988 waren vor dem Zuzug der russischen Juden in dem, nach dem Zweiten Weltkrieg neu entstandenen Bundesland Rheinland-Pfalz etwa 460 Juden registriert, von denen höchstens ein Viertel auf das Gebiet der ehemaligen Pfalz entfiel.


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