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Tabakhändler kurbeln die Handelsgeschäfte an

Erst Ende des 17.Jahrhunderts durften Juden wieder nach Mecklenburg und Vorpommern einwandern. Da Jahrhunderte zuvor ihre Glaubensgenossen dort höchst schimpflich behandelt worden waren, missbilligten viele Rabbiner eine erneute jüdische Ansiedlung und belegten zunächst jeden, der sich in diesem Landstrich niederließ, mit dem Bann. Aber die meisten Juden haben sich darum nicht gekümmert. Die ersten Juden, die nach Mecklenburg kamen, waren Tabakhändler: Michel Heinrichs, ein Glückstädter Juden - er durfte mit herzoglichem Privileg Rauchtabak einführen, verarbeiten und vertreiben -, und die sephardischen Tabakhändler: Abraham Hagen und Nathan Bendix aus Hamburg. Auch der Güstrower Hof und der Herzog von Mecklenburg-Strelitz verpflichteten, da sie wie der Schweriner Hof in Geldnöten steckten (Mecklenburg bestand zeitweilig aus drei Herzogtümern), durch Handelsprivilegien Juden aus Frankfurt/Oder an ihren Hof. Ihre Leistungen als Kaufleute und Händler wirkten sich für das noch unentwickelte Land segensreich aus. Denn sie haben nicht nur den Anbau der Tabakspflanze in Mecklenburg erfolgreich vorangetrieben, sondern dank ihrer internationalen Beziehungen auch den Wollhandel.

Gefestigt wurde die Stellung der Juden vor allem durch zwei mecklenburgische Glaubensgefährten, durch die Brüder Philipp und Nathan Aaron. Diese waren Mäzene jüdischer Gelehrter und, laut Donath, "ein Hort aller Gedrückten und Bedrängten und machten, wo sie nur eine hülfreiche Hand bieten konnten, von ihrer einflussreichen Stellung am Hofe den edelsten, hochherzigsten Gebrauch." 1752 durften Juden in Malchin sogar einen "Landtag" abhalten, auf dem über jüdische Angelegenheiten beraten wurde. Die hier gefassten und in hebräischer Sprache niedergeschriebenen Beschlüsse zur Organisation der Juden konnten allerdings nicht verwirklicht werden. 1764 kam nochmals ein jüdischer Landtag zustande, diesmal in Schwaan, der Juden in Mecklenburg und Vorpommern eine festere Organisation als bisher und ein Statut über ihre Lebens-, Glaubens- und Gemeindeverhältnisse bescherte.


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