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Manches auch schönfärberisch

Kleppers Absicht indessen, das Regime des "Vaters" als mustergültig darzustellen, verleitet ihn zu mancherlei Retuschen, so zur Abschwächung der sozialen Unzufriedenheit, die zu jener Zeit in Preußen herrschte. Während er historisch zutreffend das Aufbegehren des Adels schildert, von dem das Einigungswerk des Königs gefährdet wird, lässt er die Klagen der entrechteten Bürger außer Acht, weil diese den erwünschten Einklang zwischen monarchischem Walten und bürgerlicher Ordnung stören könnten. Noch bedenklicher, wenn auch von seinem konservativen Blickwinkel verständlich, wirkt sein Verschweigen der Bauernaufstände in Cottbus und in der Mark 1717 bis 1720 sowie der Handwerkerunruhen, die 1722 bis 1731 durch die Hungerlöhne ausgelöst wurden.

Manch einen könnte es vielleicht stören, dass Klepper historischen Personen Verhaltensweisen andichtete, die sich mit dem herkömmlichen Bild des Betreffenden gar nicht deckten, und dass er ihnen Worte in den Mund legte, die sie nie gesprochen haben. Ich habe mich oft gefragt, was steckt von Klepper, von seinen eigenen Wunschvorstellungen im "Vater" und was ist geschichtlich verbürgt? Auf der anderen Seite hat er mit dem Verlag um Stellen gekämpft, die dieser "für zu dichterisch" gehalten hatte, "als dass sie vom König erlebt sein könnten" - und "gerade sie waren sämtlich 'wahr'".

Einiges ist zudem etwas schönfärberisch ausgefallen, so eine frühe Begegnung zwischen König und dem noch sehr jungem Thronfolger (263/264) und ihre erste gemeinsame Ausfahrt

Doch wenn Klepper den Schmerz des Vaters um seine früh verstorbenen Söhne schildert, dann steckt sicherlich viel von seinem eigenen Schmerz darin, denn er hat unter der eigenen Kinderlosigkeit gelitten.

Das Zusammensein von König und Königin Sophie Dorothea (von Hannover 1687-1757) in der Anfangszeit malt er fast zu einer Idylle aus.

Für Klepper war Preußen ein Staat des Glaubens, der Ordnung, der Gerechtigkeit, schlechthin ein Gegenbild des SS-Staates Adolf Hitlers. Damit war die Gefahr der Idealisierung und Glorifizierung Preußens durchaus gegeben.


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