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Schillers Tod

Am 1.Mai 1805 kam es zur letzten flüchtigen Begegnung mit Goethe. Vier Tage später war Schiller tot. Er starb am 9. Mai 1805 infolge eines schweren Rückfalls seiner ein Jahr zuvor erneut ausgebrochenen Krankheit.

Als Schiller im Mai 1805 starb, musste auch um Goethes Gesundheit gebangt werden. Noch einen Monat vor seinem eigenen Tod hatte sich Schiller in einem Brief an den gemeinsamen Freund Wilhelm von Humboldt besorgt über den Zustand Goethes geäußert, der den Winter über unter Nierenkoliken und einer Infektion der Atemwege gelitten hatte.

Niemand wagte dem im Mai noch Kränkelnden die Todesnahricht zu sagen. Man wusste, wie sie ihn treffen würde, der "um aufrecht zu bleiben, aller eigenen Kraft" bedurfte. "Erst am nächsten Morgen erfuhr er, der abends Verwirrung in seiner Umgebung bemerkt hatte, von Christiane die schreckliche Wahrheit. Er fragte sie: 'Nicht wahr, Schiller war gestern sehr krank?' Der Nachdruck, den er auf das 'sehr' legt, wirkt so heftig auf jene, dass sie sich nicht länger halten kann. Statt ihm zu antworten, fängt sie laut an zu schluchzen. 'Er ist tot?' fragt Goethe mit Festigkeit. 'Sie haben es selbst ausgesprochen!' antwortet sie. 'Er ist tot', wiederholt Goethe noch einmal, wendet sich seitwärts, bedeckt die Augen mit den Händen und weint, ohne eine Silbe zu sagen."

So berichtet es Heinrich Voß, der Sohn des alten Johann Heinrich, der seit dem vorigen Jahr viel bei Goethe war. Riemer wusste nur, dass Goethe sich mit seinem Schmerz eingeschlossen und niemanden zu sich gelassen habe. "Zeugen desselben waren keine".

Schillers Tod bedeutete zweifellos eine tiefe Zäsur in Goethes Leben. "Durch Schillers Tod wurde Goethe alt", merkt Norbert Oellers in dem von ihm mit herausgegebenen Sammelband "Treffpunkt Weimar" an.

In "Tag- und Jahreshefte" zeichnet Goethe unter dem Jahr 1805 aus seiner Sicht die Ereignisse auf: durch Krankheit waren "unsere persönlichen Zusammenkünfte ..unterbrochen; wir wechselten fliegende Blätter. Einige im Februar und März von ihm geschriebene zeugen noch seinen Leiden, von Tätigkeit, Ergebung und immer mehr schwindender Hoffnung. Anfang Mai wagt' ich mich aus, ich fand ihn im Begriff, ins Schauspiel zu gehen, wovon ich ihn nicht abhalten wollte: ein Missbehagen hinderte mich, ihn zu begleiten, und so schieden wir vor seiner Haustüre, um uns niemals wieder zu sehen. Bei dem Zustande meines Körpers und Geistes, die um aufrecht zu bleiben, aller eigenen Kraft bedurften, wagte niemand die Nachricht von seinem Scheiden in meine Einsamkeit zu bringen. Er war am Neunten verschieden, und ich nun von allen meinen Übeln doppelt und dreifach angefallen. Als ich mich ermannt hatte, blickt' ich nach einer entscheidenen großen Tätigkeit umher; mein erster Gedanke war, den 'Demetrius' zu vollenden.."

Wenige Wochen nach Schillers Tod sagte Goethe, er habe durch den Verlust des Freundes "die Hälfte seines Daseins verloren "und schrieb die Verse: "Seine durchwachten Nächte/ Haben unsere Tage gehellt." Gegenüber dem Philologen Bernhard Rudolf Abeken bricht es aus Goethe im August 1805 heraus: "Ich kann, ich kann den Menschen (Schiller) nicht vergessen".

Unter "letzte Kunstausstellung" schrieb er, "die Weimarischen Kunstfreunde, da sie Schiller verlassen hat, sehen einer großen Einsamkeit entgegen." Ferner blickte er in einem zehnstrophigen "Epilog zu Schillers Glocke", das allerdings erst sehr viel später entstand, auf Persönlichkeit und Werk des großen Verstorbenen zurück."Denn er war unser!"

Man hatte Schiller auf dem alten St.Jakobsfriedhof beigesetzt. 1826 wurde die Beisetzungsstätte aufgehoben. Man suchte die Knochen Schillers zusammen und bewahrte sie ab 17.September 1826 im Sockel der Schillerbüste von Dannecker in der Bibliothek auf. Eine Zeitlang befand sich Schillers Schädel in Goethes Haus. In diesen Tagen schuf er das Terzinengedicht "Im ernsten Beinhaus war's.." Es schließt mit Goethes Bekenntnis.

"Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen,

Als dass sich Gott-Natur ihm offenbare?

Wie sie das Feste läßt zu Geist verrinnen,

Wie sie das Geisterzeugte fest bewahre."

Schillers Gebeine wurden im folgenden Jahr in der Fürstengruft auf dem neuen Friedhof, beigesetzt, wo Goethe viele Jahre später ebenfalls seine letzte Ruhe fand, nachdem auch der Großherzog Karl August gestorben und dort beigesetzt war.


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